Bei dem Altar handelt es sich um einen Kanzelaltar, wie er bei Neubauten im protestantischen Norden Deutschlands im 18. Jahrhundert nahezu obligatorisch war. Der Kanzelaltar ist eine typische Entwicklung der Barockzeit. Es waren die barocken Prinzipien, die die Entwicklung zum Kanzelaltar noch förderten:
- Axialität: Mit Achse bezeichnet man bei Baukörpern eine gedachte Gerade, die als Gliederungselement benutzt wird. Typisch ist z.B. die Beschreibung einer Gebäudefront durch die Anzahl der senkrecht gegliederten Fensteröffnungen (Fensterachsen).
- Symmetrie: Wird das Objekt durch eine Achse symmetrisch geteilt, so spricht man von einer Symmetrieachse. Fast alle Gebäude im Barock sind durch eine mittlere senkrechte Achse symmetrisch aufgebaut.
- Ordnung: Alle Gliederungselemente haben die Aufgabe, den Baukörper als Ganzes wohlgeordnet erscheinen zu lassen.
- Kombination: Verschiedene Funktionen eines Baues werden in einem Bauelement zusammengefaßt. Beim Kanzelaltar sind dies z.B. Altartisch und Kanzel. Teilweise kommt sogar noch die Orgel oder das Taufbecken als weiteres Teil hinzu.
Durch die Kombination von Kanzel und Altar fanden alle wichtigen Elemente eines Gottesdienstes in der gleichen Blickrichtung der Besucher statt. Sie erfüllen damit die Forderung nach der guten Sicht- und Hörbarkeit des Geistlichen bei seinem Wirken. Der Prediger erhält damit die ihm zukommende Stellung mitten vor der Gemeinde und zwar am hervorragendsten Orte des Kirchenraums.
Und auch künstlerisch konnten die neuen Altäre überzeugen. Der Barockaltar ganz allgemein will als Gestalt wirken. Darum hat er sich auch den Charakter eines Architekturstückes angeeignet. Als solches spricht er den Betrachter zuerst an, noch ehe dieser sich mit dem Bildprogramm befasst. Immer geht es darum darzustellen, dass sich im Anblick des Altars der Horizont weitet, der Himmel öffnet und Gott in seinem Handeln an der Gemeinde als der Heilige gegenübersteht. Diese architektonische Gebärde ist ein entscheidendes Stück des barocken Kirchenbaus. Ausgezeichnet durch Schmuck, gesteigert in Monumentalität, fiel ihm die Aufgabe zu, den Raum zu beherrschen.