Geistl. Häuser

Neben der Kirche als Versammlungsort braucht eine Kirchengemeinde auch Wohnhäuser und Dienstzimmer für ihr Personal.

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Standorte der geistlichen Gebäude seit der Reformation, eingezeichnet auf dem ältesten Stadtplan von 1699. Es bedeuten G Gemeindehaus, MS Mädchenschule, O Organistenhaus, P Pfarrhaus, S Schulhaus, W Witwenhaus. (Zeichnung: Gierz)

Für Gifhorn gibt es darüber erst Informationen nach der Reformation. Im Laufe der Jahrhunderte werden die Gebäude öfters gewechselt.

Pfarrhäuser

Erste Pfarre und Superintendentur

1576: Herzog Wilhelm der Jüngere schenkt dem damaligen Gifhorner Pfarrer und Superintendenten Zacharias Brüggemann einen Bauplatz am Steinweg (heute Nr. 20 »Georgshof«). Dort entsteht dann der Wohn- und Amtssitz.

1654: Älteste bekannte Beschreibung des Gebäudes durch Superintendent Henricus Cregelius.

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Ehem. Pfarrgebäude um 1900. (Foto: Sammlung Dröge)

1678: Abriss und Neubau des Gebäudes während der Amtszeit des Superintendenten Sigismund Hosemann. Die Baukosten liegen bei 673 Talern.

1821: Die Kirche tauscht das Gebäude unter Zuzahlung von 1375 Talern gegen ein Haus, das schräg gegenüber liegt (heute Steinweg 19). Dieses Gebäude ist um 1770 von der Tochter Christine Strube († 1807) des Oberamtmanns Johann Friedrich Anton Strube aus Fallersleben († 1774) neu errichtet worden.

1837: Die Wetterseite (Straßenseite) wird verschalt. Allerdings fängt es dann darunter an zu faulen.

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Plan von A. Schaumann für die neue Fassade der ersten Pfarre. (Repro: Gierz)

1868: Die Stirnseite des Gebäudes muss komplett entfernt werden. Daraufhin wird nach einem Plan des Maurermeisters Adolf Schaumann eine massive gemauerte und verputzte Ziegelfassade errichtet. Der Umbau kostet 2173 Taler.

1972: Der Superintendent Hans-Jürgen Mehlhorn zieht aus der Dienstwohnung aus und bezieht eine angemietete Wohnung. Die freigewordenen Räume werden als Gemeinderäume und provisorische Wohnräume genutzt.

1985: Das Gebäude wird umgebaut. Die Eingangstür in der Straßenfront wird durch ein Treppenhaus an der Nordseite ersetzt. Das Fachwerk an Nord- und Ostseite wird wieder freigelegt. Die Büroräume im Erdgeschoss werden neu gestaltet. Im ersten Stock entsteht neben dem Amtszimmer des Superintendenten ein großer Sitzungsraum. Im zweiten Stock werden zwei Wohnungen eingebaut. Die größere davon ist für den Küster und Hausmeister vorgesehen.

2013: Die Räumlichkeiten im ersten Stock werden wieder zu einer Pfarrwohnung umgebaut.

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Das Pfarr- und Küster-Haus 2024: Die Fassade ist bereits frisch renoviert. (Foto: Gierz)

2023: Das Haus muss umfangreich saniert werden. Alle Bewohner müssen ausziehen. Die Büros werden temporär in andere Gebäude verlegt. Das Gebäude wird komplett entkernt, fast alle Innenwände entfernt, die Fachwerkstruktur freigelegt. Einige Holzbalken müssen ausgewechselt werden. Das Dach wird neu gedeckt. Die Außenwände werden von innen neu verkleidet. Neue Innenwände werden eingezogen. Dabei ändert sich an der Raumaufteilung der drei Etagen wenig.

Neues Wohnhaus

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Wohnhaus Superintendent Hohefeldstr. 2 (Foto: Gierz)

1981: Für den Superintendenten Cornelius Schacht wird ein neues Wohnhaus gebaut (Hohefeldstraße 2).

2020: Superintendentur und erste Pfarrstelle werden organisatorisch getrennt.

2025: Die Kirchengemeinde verkauft das Wohnhaus an den Kirchenkreis Gifhorn.

Zweite Pfarre

Das Haus des zweiten Pfarrers wird in den Unterlagen auch als »Capelaney« oder »Diaconney« bezeichnet. Es steht bis Mitte des 20. Jahrhunderts immer an der gleichen Stelle (heute Cardenap 4 »Nicolaihof«).

1607: Nachdem das Pfarrhaus abgebrannt ist, wird ein altes Wirtshaus von Isenhagen angekauft und als Pfarrhaus in Gifhorn aufgebaut.

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Pfarrhaus II (rechts) Cardenap 4 um 1920 (Sammlung Dröge)

1712: Das Pfarrhaus wird abgerissen und neu aufgebaut. Die Kosten liegen bei rund 800 Talern.

1809: Die Hintergebäude brennen ab und müssen neu aufgebaut werden. Die Kosten liegen bei rund 870 Talern.

1837: Das Pfarrhaus wird für rund 670 Taler aufwendig repariert.

1877: Während eines Leerstandes werden Reparaturmaßnahmen für 4060 Mark durchgeführt.

1954: Das Pfarrhaus wird für 18.000,-- DM an Tischlermeister Ferdinand Könneke verkauft und von diesem abgerissen.

Geschenktes Haus

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Haus von Senator Schulze Torstr. 13 um 1950 (Foto: Kirchenarchiv)

1905: Der Buchdruckermeister Senator Hermann Schulze stirbt und vermacht sein Wohnhaus samt Grundstück der Kirche (Torstraße 13). Allerdings hat die Witwe Emma des Verstorbenen ein lebenslanges Wohnrecht in dem Hause.

1952: Nach dem Tod der Witwe wird das Grundstück geteilt. Die vordere Hälfte mit dem Haus wird für 35.000,-- DM an Elektromeister Heinrich Busse verkauft und das Haus von diesem abgerissen.

Neubau

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Ehem. Pfarrhaus Torstr 13a (Foto Gierz)

1954: Die Kirchengemeinde errichtet auf dem hinteren Teil des Grundstücks ein neues Pfarramts- und Wohnhaus (Torstraße 13a).

2012: Das neue Pfarrhaus wird an privat verkauft.

Neubau in Wilsche

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Pfarrhaus in Wilsche (Foto:Gierz)

1983: Die Kirchengemeinde errichtet in Wilsche ein neues Pfarrhaus (Schulstraße 1).

1994: An das Pfarrhaus wird ein kleines Gemeindehaus angebaut.

Gemeindehaus

1875: Im Hintergebäude des ersten Pfarrhauses wird ein Konfirmandensaal eingerichtet.

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Gemeindesaal mit geplanter Erweiterung. Plan von Architekt Rudolf Pramann 1962. (Repro: Gierz)

1962: Das Gebäude wird zum Gemeindehaus umgebaut. Die vorhandene Grundfläche wird verdoppelt, dazu werden eine Bühne und eine Teeküche eingebaut. Unter der Bühne entsteht ein Kellerraum für die Jugend.

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Gemeindehaus nach dem Umbau 1985. (Foto: Gierz)

1985: Pfarrhaus und Gemeindehaus werden durch einen Zwischenbau verbunden. Der alte Saal wird zum Durchgangsweg hin vergrößert und in zwei Räume aufgeteilt. Es werden neue Toiletten und eine Küche eingebaut.

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Gemeindehaus nach dem letzten Umbau. (Foto: Gierz)

2018: Das Haus wird komplett umgebaut. Die Aufteilung der Innenräume wird verändert. Zwei Büros, eine neue Küche und neue Toiletten werden eingebaut.

Danksagung

Im Zuge der Sanierung des Gemeindehauses der Ev.-luth. St.-Nicolai-Kirchengemeinde in Gifhorn, wurde die Beleuchtungsanlage auf LED Technik umgestellt. Diese Umrüstung wird mit Mitteln der Fördermaßnahme »Klimaschutzprojekte in sozialen, kulturellen und öffentlichen Einrichtungen« durch den Bund gefördert.

Klimafoerderung

Schulhäuser

In den Schulgebäuden befinden sich neben den Klassenräumen auch die Wohnräume der Lehrer. Teilweise muss das Wohnzimmer auch als Schulraum verwendet werden.

1607: Die Mädchenschule am Cardenap brennt ab. Danach muss man sich bei der Mädchenschule über 100 Jahre mit Provisorien begnügen.

1618: Gemäß einem Kaufvertrag von Superintendent Martinus Vitus gibt es bereits ein Schulgebäude am Steinweg (heute Nr. 18).

1642: Das Schulgebäude wird neu erbaut. In diesem Gebäude befinden sich die Knabenschule, die vom Küster betreut wird, und die Rektorschule (»Lateinschule«) sowie zwei Wohnungen für Küster und Rektor.

1706: Zwischen erstem Pfarrhaus und Schulgebäude wird eine neue Mädchenschule mit kleiner Wohnung für eine Lehrerin erbaut (heute Weg zwischen Steinweg 20 und 18).

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Ehem. Schulgebäude um 1900. (Foto: Sammlung Dröge)

1789: Das Schulgebäude wird für 1384 Taler erneuert und vergrößert. Es erhält einen T-förmigen Grundriss mit der Traufe zur Straße. (Der Platz ist durch den Abriss des Organistenhauses freigeworden.)

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Ehemaliges Schulgebäude in der Rathausstraße. (Repro: Gierz)

1794: Der Magistrat kauft ein Wohnhaus und verwendet es als Schule (heute Rathausstr. 4).

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Schulplatz in Gifhorn mit den Schulneubauten von 1844 (links) und 1877 (rechts), beide mit Glockenturm. (Repro: Gierz)

Im 19. Jahrhundert übernimmt der Magistrat die Verwaltung der Schulen und baut auch eigene Schulgebäude.

1877: Die letzten Schüler ziehen aus. Das Gebäude am Steinweg wird nur noch als Wohngebäude genutzt.

1950: Das Gebäude wird zusätzlich vom kirchlichen Rentamt genutzt.

1986: Nachdem das Rentamt (Kirchenamt) einen Neubau bezogen hat, wird das ehemalige Schulgebäude verkauft.

Organistenhaus

Da die Organisten zunächst überwiegend aus Gifhorn stammen, können sie noch im elterlichen Hause wohnen. So stellt die Kirchengemeinde längere Zeit keine Räume zur Verfügung.

1640: Die Kirchengemeinde kauft das Wohnhaus der Superintendentenwitwe Magdalena Vitus und verwendet es als Wohnhaus für Organisten.

1778: Die Organistenstelle wird mit der Küsterstelle zusammengelegt. Daraufhin wird das Organistenhaus abgerissen.

Witwenhäuser

Ein eigenes Witwenhaus gibt es in Gifhorn nur für die Witwe eines Superintendenten. Andere Witwen müssen sich mit Mietzuschüssen begnügen.

1618: Das alte baufällige Witwenhaus »Auf dem Sande« wird verkauft (heute Michael-Clare-Str. 1). Superintendent Martinus Vitus sorgt privat vor und erwirbt ein Haus zwischen seinem Amtssitz und der Schule.

1640: Für 50 Taler wird ein altes Haus am Markt gekauft und für rund 190 Taler instand gesetzt (früher Haus Nr. 2 am Marktplatz, 1963 abgerissen).

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Riss vom Pfarrwitwenhaus 1788 von Maurermeister Schindler (Repro: Gierz)

1720: Das Haus wird für 130 Taler verkauft und für 750 Taler das Haus der Witwe Felicita des Oberamtmanns Daniel Christian Grote († 1711) am Steinweg gekauft (heute Nr. 17).

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Witwenhaus und Erstes Pfarrhaus um 1920. (Foto: Stadtarchiv)

1840 ff: Überlegungen, das Witwenhaus zu verkaufen, werden vom Konsistorium abgelehnt, da nach der Kirchenordnung ein Witwenhaus vorhanden sein muss.

1961: Die Kirchengemeinde tauscht das Witwenhaus am Steinweg gegen ein neu erbautes Wohnhaus am Kirchweg.

1982: Das Wohnhaus wird für 340.000 DM verkauft. Der Erlös wird entwidmet und zur Deckung der Kosten für den Neubau des Pfarrhauses in Wilsche verwendet.

Literatur

Jürgen Beulshausen: »Die Bürgerhäuser in Gifhorn 1528-1953. Darstellung in 233 Geschichtstafeln«, Kreisarchiv Gifhorn, Gifhorn 2002

Uwe Gierz: »Umbau Gemeindehaus St. Nicolai – Ein Millionenprojekt«, in »Gifhorner Kreiskalender 2020«, Gifhorn 2019

Uwe Gierz: »St. Nicolai in Gifhorn«, Calluna Südheide Verlag, Dedelstorf-Oerrel 2024

Uwe Gierz: »Schäden versteckten sich unter der Verkleidung«, in »1885 Geschichten aus der Geschichte des Landkreises Gifhorn 2026«, Verlag Calluna, Gifhorn 2025

Ulrich Roshop: »Gifhorn. Das Werden und Wachsen einer Stadt«, Gifhorn 1982