Schlosskapelle

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Schlosskapelle. Kämpfer der oberen Empore mit Jahreszahl. (Foto: Gierz)

Durch Bauinschrift am Kämpfer der oberen Empore »ANNO DNI 1547« datiert, erweist sich die Schlosskapelle in Gifhorn als der zweite evangelische Kirchenbau in Norddeutschland (nach der Kapelle auf Schloss Hartenfels zu Torgau von 1544). Sie gehört damit zu den Gründungsbauten der deutschen evangelischen Kirchenarchitektur.

Zur Geschichte

Erbauung

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Schrifttafel von 1485, die die Fertigstellung der neuen Celler Schlosskapelle dokumentiert. Eingemauert in den Westflügel des Schlosses. (Foto: Gierz)

1485: In Celle wird der Neubau der Schlosskapelle vollendet. Erbauerin ist Herzogin Anna von Nassau (um 1441-1513), Witwe von Herzog Otto (der Großmütige, 1439-1471) und Regentin für den noch unmündigen Sohn Heinrich (der Mittlere, 1468-1532). Diese Kapelle dient als Vorbild für den Kapellenbau in Gifhorn.

1539: Herzog Franz von Braunschweig-Lüneburg (1508-1549) gründet sein eigenes (kleines) Fürstentum. Das Schloss in Gifhorn dient ihm als Residenz.

1547: Die Erbauung der Kapelle wird abgeschlossen. Baumeister ist mutmaßlich Michael Clare († 1565), den Herzog Franz von Celle mit nach Gifhorn gebracht hat. Wahrscheinlich hat Herzog Franz auch den Altar angeschafft.

Weitere Entwicklung

Die weitere Entwicklung läßt sich an Hand der Abbildungen nachvollziehen, die es von der Schlosskapelle gibt. Dabei bleibt die Kapelle in der ganzen Zeit stets in staatlicher Hand.

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Schlosskapelle 1570. Ausschnitt aus dem Altar in der Schlosskapelle von Celle. (Fotostudio Loeper, Celle)

1570: Die älteste Abbildung findet am auf dem Altarbild in der Celler Schlosskapelle. Dieses hat wahrscheinlich Ludger tom Ring (1522-1584) gemalt. Es zeigt die dominierende Stellung der Schlosskapelle in der Nordost-Ecke zwischen Ost- und Nordflügel der Anlage. Die Außenwände sind mit typischen Renaissance-Giebeln versehen. Der Dachreiter über dem Chor ist auf dem Bild allerdings viel zu massiv ausgefallen.

Zu der Zeit dient die Schlosskapelle auch als Kirche für die Schlossbesatzung. Einen eigenen Pfarrer gibt es allerdings nicht.

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Schlosskapelle 1654. Ausschnitt aus dem Merian-Stich. (Repro: Gierz).

1654: Der Stich von Merian zeigt annähernd die gleiche Gestaltung. Die Größe des Dachreiters ist hier besser getroffen. Dieser Dachreiter diente auch als Glockenturm. Das Buch gibt auch eine kurze Beschreibung: »in demselben ist eine schöne SchloßCapelle / darin ein stattlich Werck einer Orgel / vnd haben hochgedachte Hertzog Frantzen Fürstl. Gn. einen Ort in der Mauren / allernähest dem Altar / zur rechten Hand / etwa 8. Fuß hoch von der Erde / zum Begräbnuß künstlich auffführen lassen / darin Sie ihre Ruhestatt haben.«

1737: Nach dem Abriss der alten Stadtkirche dient die Schlosskapelle für sieben Jahre als Gemeindekirche. Superintendent Leukfeld beschwert sich darüber, dass er jetzt zum Gottesdienst den weiten und beschwerlichen Weg in das Schloss machen müsse.

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Schlosskapelle 1758. Längsschnitt von Otto v. Bonn. (Repro: Gierz).

1758: Der Landbaumeister Otto Heinrich von Bonn (1703-1785) erhält den Auftrag, die staatlichen Bauten im Herzogtum zu dokumentieren. In diesem Zusammenhang entstehen auch einige Zeichnungen von Gifhorn. Eine zeigt einen Schnitt durch die Schlosskapelle. Zu dieser Zeit sind die Renaissance-Giebel an den Bauten bereits entfernt worden, ebenso der Dachreiter auf dem Kapellendach. Noch vorhanden ist die Orgelprieche.

1783: Die Befestigungsanlagen, Wälle und Bastionen, werden geschleift. Die Garnison wird aufgelöst. Damit verliert die Schlosskapelle erst einmal ihre Funktion.

1813: Der französische Marschall Louis Nicolas Davoût (1770-1823), Herzog von Auerstädt und Fürst von Eckmühl, kommt als Leiter der französischen Besatzungstruppen nach Gifhorn. Er läßt das Grabmal von Herzog Franz erbrechen. Dabei wird der Metallsarg stark beschädigt. Kostbarkeiten findet er nicht.

1823: Amtmann Friedrich von Uslar (1762-1833) läßt einen eichenen, schwarz gebeizten und polierten Sarg anfertigen. In diesen wird der Zinnsarg mit den möglichst wieder geordneten Überresten des Herzogs eingesetzt, darauf der eichene Sarg zugeschroben und in den reparierten Sarkophag zurückgebracht.

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Schlosskapelle um 1865. Perspektivische Ansicht des Chors mit altem Altarschrein. Zeichnung von A. Klingsöhr. (Repro: Landesarchiv Hannover)

1865: Auf Befehl von König Georg V. (reg. 1851-1866) wird die Kapelle restauriert und der Altar in das Königliche Welfenmuseum in Hannover überführt (heute: Niedersächsische Landesgalerie Hannover).

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Schlosskapelle um 1865. Ansicht des Chors mit neuer Kreuzigungsgruppe. Zeichnung von A. Klingsöhr. (Repro: Landesarchiv Hannover)

Als Ersatz wird auf dem Altartisch eine Kreuzigungsgruppe aufgestellt.

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Schlosskapelle um 1910. (Foto: Archiv Schlossmuseum)

Um 1880: Das Schloss dient viele Jahrzehnte auch als Gefängnis, hauptsächlich für jugendliche Straftäter. Die geistliche Betreuung übernehmen die örtlichen Pfarrer. In der Schlosskapelle werden für die Gefangenen besondere Gottesdienste angeboten.

1922: Der Museums- und Heimatverein bekommt die Erlaubnis, auch die Schlosskapelle zur Ausstellung von Exponaten zu benutzen. Noch heute werden die beiden Galerien so genutzt.

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Geöffneter Zinnsarg mit Skelett des Herzogs Franz. (Foto: Werner)

1972: An der Schlosskapelle werden Renovierungsarbeiten durchgeführt. Dabei wird mit behördlicher Erlaubnis auch der Sarkophag des Herzogs geöffnet und untersucht. Gefunden werden fast sämtliche Knochen des Skeletts und viele Textilreste. Aus der Vermessung der Knochen ergibt sich eine Größe des Herzogs von ca. 1,63 m. Abschließend werden die Knochen wieder in natürlicher Lage in den Sarkophag gelegt und dieser verschlossen.

1978: Versuche, den alten Altar aus dem Museum in Hannover nach Gifhorn zurückzuholen, scheitern. Daraufhin wird auf Initiative des Landkreises ein Wettbewerb ausgeschrieben, um ein neues Altarwerk zu schaffen.

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Schlosskapelle. Blick Richtung Altar. (Foto: Gierz)

1979: Eine Jury entscheidet sich für den Entwurf von Johannes Grützke (1937-2017). Dieser schafft ein Gemälde, das sich an die Geschichte des ungläubigen Thomas anlehnt, und über dem Altartisch angebracht wird. Änderungen an der Gestaltung der Grabmäler werden nicht vorgenommen.

1983: Die Kirchengemeinde St. Nicolai schließt mit dem Landkreis einen Nutzungsvertrag ab, um die Kapelle für kirchliche Veranstaltungen nutzen zu dürfen.

1997: Zum 450. Jubiläum der Schlosskapelle beginnt eine Reihe von Kapellenkonzerten. Ziel ist es, mit den Einnahmen eine finanzielle Basis für eine umfassende Renovierung der Kapelle zu schaffen, was auch gelingt.

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Schlosskapelle. Deckengewölbe. (Foto: Gierz)

2008: Die Schlosskapelle wird umfassend restauriert. Dabei können an den Gewölberippen noch Reste der alten Bemalung gefunden werden. Dies erlaubt eine Farbrekonstruktion der Decke. Da für die anderen Architekturteile (Kanzel, Emporenbrüstungen, Sarkophage) solche Befunde fehlen, werden diese in einem hellgrauen Farbton gestrichen.

Beschreibung

Äußere Gestaltung

Die Kapelle ist eingefügt zwischen Ost- und Nordflügel des Schlosses und ersetzt damit einen Rundturm. Sie liegt oberhalb eines Wallkellers, der ursprünglich den Zugang zur Nordostbastion bildete.

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Grundriss der Schlosskapelle. Zeichnung um 1900. (Repro: Gierz)

Die Kapelle hat einen klassischen mittelalterlichen Grundriss aus einem quadratischen Laienraum und einem Chorraum, der aus fünf Seiten eines Achtecks gebildet wird. Der Saal wird überspannt von einem einfachen Netzrippengewölbe, das ohne Konsolen in die Wand einschneidet.

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Chor der Schlosskapelle. (Foto: Gierz)

Dieser Chor ragt nach außen aus den Seitenflügeln heraus. Die Außenwände haben hohe zweibahnige Maßwerkfenster. Die ältesten Abbildungen zeigen, dass die Außenwände ursprünglich von Erkern gekrönt waren. Heute ist die Kapelle nur noch mit einem schlichten Walmdach versehen.

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Fassade der Schlosskapelle. (Foto: Gierz)

Im Schlosshof signalisiert die hohe giebelbekrönte Fassade in ihrem schlanken Aufriss und den beiden über zwei Geschosse laufenden Maßwerkfenstern auf den ersten Blick den Ort der Kirche. Ursprünglich hatte der rechts liegende Schlossflügel nur die gleiche Höhe wie der linksliegende und ließ damit die Fassade noch deutlicher hervortreten. Die geschwungene Freitreppe und der Laubengang unterstreichen die Repräsentativität dieser Fassade, indem sie mit ihren Arkaden herrschaftliche Öffentlichkeit symbolisieren. Unter dem Laubengang befand sich ursprünglich ein großes Tor als Eingang zum Wallkeller. Heute ist hier der Eingang zum Museum.

Innenraum

Im Innenraum wird das Motiv der Arkade wieder aufgenommen.

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Querschnitt der Schlosskapelle. Zeichnung um 1900. (Repro: Gierz)

An der westlichen Eingangsseite erheben sich übereinander zwei massive Priechen (Emporen), von starken Säulen getragen. Beide stehen durch Pforten mit dem angrenzenden ehemaligen fürstlichen Wohnhaus in Verbindung. Auf der ersten Prieche saß der Herrscher direkt dem Altar gegenüber. Die Herzogin saß auf der zweiten Prieche.

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Schlosskapelle. Kanzel (Foto: Gierz)

Auf diese Priechenregion ist die Kapellenarchitektur mit ihren Schmuckformen, ihrem Dekor, bezogen. Die Kanzel ist aus demselben Material, Kalkstein, gefertigt wie die Priechen, und auch ihr Schmuck übernimmt deren ornamentales Blendmaßwerk inklusive der Gliederung der Brüstungsbänder. Genauso nimmt die gewundene Säule, auf der die Emporentreppe ruht, Bezug auf die Säule des Kanzelfußes.

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Schlosskapelle um 1865. Längsschnitt. Zeichnung von A. Klingsöhr. (Repro: Landesarchiv Hannover).

Dies galt sicher auch für die ehemals der Kanzel direkt gegenüberliegende und leider abgebrochene Orgelprieche.

Grablege

Herzog Franz hat seine Kapelle zur Grablege bestimmt. Allerdings läßt die bauliche Situation keine Anlage einer Gruft zu. So kommt es zu dieser besonderen Anordnung der beiden Sarkophage für das Herzogspaar.

Die Sarkophage ruhen links und rechts des Altars auf Segmentbögen, die nach dem Vorbild der Priechen mit Flechtbändern geschmückt sind. So werden sie in die Höhe gehoben und im Angesicht der Gläubigen der Priechen-, also der Fürstenzone zugewiesen.

Auf den Sarkophagen befinden sich die lebensgroßen Holzplastiken des Herzogspaars in prachtvollen zeitgenössischen Gewändern. Beide knieen mit zum Gebet erhobenen Händen.

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Schlosskapelle. Segmentbogen mit der Figur von Herzog Franz. (Foto: Gierz)

Herzog Franz ist mit einer detailliert ausgearbeiteten Rüstung dargestellt. In einer Füllung der Balustrade findet man die Worte eingehauen: »FATEOR PER CHRISTUM SOLUM PECCATA REMITTI« (»Allein durch Christus werden die Sünden vergeben.«). Damit bekennt er sich noch im Tode zu seinem evangelisch lutherischen Glauben.

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Schlosskapelle. Segmentbogen mit der Figur von Herzogin Klara (Foto: Gierz)

Herzogin Klara ist in ein langes, gegürtetes Gewand mit reichen, mehrfach gepufften Ärmeln gekleidet, dessen Ausschnitt von einem fein plissierten, hochgeschlossenen Hemd verdeckt wird. Über den Rücken fällt das Haar lang herab.

Nach dem Tode von Franz lebt Klara mit den beiden Töchtern auf ihrem Witwensitz Schloss Fallersleben. Ihre letzten Monate verbringt sie dann bei ihrer inzwischen verheirateten Tochter in Barth in Pommern. Dort wird sie 1576 auch bestattet. So bleibt der Sarkophag in der Schlosskapelle leer.

Alter Altarschrein

Auf dem Altartisch hat ursprünglich ein geschnitzter Schrein mit gemalten Seitentafeln gestanden. Der Altar kann heute im Niedersächsischen Landesmuseum Hannover besichtigt werden.

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Schlosskapelle. Alter Altar im geöffneten Zustand. (Foto: Gierz)

Beschauzeichen am Rahmen weisen Antwerpen als Ort der Entstehung aus. Von dort werden Anfang des 16. Jahrhunderts viele Schnitzaltäre in alle Teile Nordeuropas exportiert.

Der Altarschrein hat eine Höhe von 1,93 m (Mittelteil) bzw. 1,19 m (Seitenteile) und ist 1,89 m breit. Darin befinden sich vor Maßwerknischen geschnitzte Figurengruppen.

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Alter Altar. Wurzel Jesse (Foto: Gierz)

Im Mittelfeld sieht man eine Darstellung der »Wurzel Jesse«, ein beliebtes Motiv der Antwerpener Altäre. Nur die untere Gruppe ist erhalten. Sie zeigt Isai (Jesse), den Vater Davids und damit Gründer der Königsdynastie, sitzend auf einem Stuhl mit Baldachinüberbau. Er schläft und hat das Haupt zur Seite geneigt. Eine Hand stützt das Haupt, während die andere den aus seinem Leib hervorwachsenden Stamm umfasst. Dabei dient der Stamm als Symbol der Königsfamilie, aus der nach biblischen Zeugnis auch Jesus stammt.

Neben ihm stehen zwei Prophetengestalten mit Spruchbändern. Darauf steht »Egredietur virga de radice iesse« (»Es wird ein Reis hervorgehen aus dem Stamm Isais« Jesaja 11,1) bzw. »Stillabut montes dulcedinem« (»Die Berge werden von süßem Wein triefen« Amos 9,13).

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Alter Altar. Geburt Jesu, nur Josef und Könige sind erhalten. (Foto: Gierz)

Im Feld zur Linken ziehen oben die Weisen aus dem Morgenland heran. Bei der Hauptgruppe davor, vermutlich die Geburt Christi, ist nur noch eine männliche Figur (Joseph), die aus dem Fenster der Hauswand schaut, erhalten.

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Alter Altar. Beschneidung Jesu. (Foto: Gierz)

Zur Rechten sieht man die Beschneidung Jesu, bei der die Nebenfiguren verlorengegangen sind. Auch die reichen zierlichen Maßwerke sind stark beschädigt.

Die Flügel sind mit Malereien gestaltet. Auf den großen Flügeln unten innen links: Marias Tempelgang und Vermählung, innen rechts: Darstellung Christi im Tempel und Kindermord in Bethlehem; außen: Anbetung der Könige (stark beschädigt). Auf den kleinen Flügeln oben links: Geburt der Maria, rechts: Flucht nach Ägypten; außen schwebende Engel.

Orgel

1545: Herzog Franz beschäftigt bereits einen eigenen Organisten. Aus Leipzig wird ein Clavicord geliefert.

1552: Die Schlosskapelle bekommt eine eigene Orgel, wie eine Notiz von Organist Johann Henning Lübbing († 1778) ausweist. Dieser hat noch den Abbruch der Orgel selbst erlebt.

1654: In seiner Beschreibung von Gifhorn erwähnt Merian »ein stattlich Werck einer Orgel«, das sich in der Schlosskapelle befindet.

1742: Hoforgelbaumeister Christian Vater (1679-1756) schlägt vor, zur Erbauung der neuen Orgel für die Stadtkirche auch das Metall der Pfeifen von der Schlossorgel zu verwenden.

1747: Die Reste der Schlossorgel lagern im Rathaus.

Nach 1865: Die Orgelprieche wird abgebrochen und der Zugang zugemauert.

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Schlosskapelle. Neue Orgel. (Foto: Gierz)

1966: Die Schlosskapelle erhält eine neue Orgel von dem Orgelbauer Klaus Becker in Kupfermühle.

Glocken

Erhalten hat sich ist eine kleine Glocke, die heute im Kapellenraum aufgestellt ist. Sie dürfte ursprünglich im Dachreiter gehängt haben.

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Glocke von 1606 in der Schlosskapelle. (Foto: Gierz)

Sie hat einen Durchmesser von 60 cm und eine Höhe von 40 cm. Eine Inschrift unterhalb der Haube dokumentiert die Entstehung: »VON GOTTES GNADEN HERZOCH ERNST ZU BRUNSWICH UNDT LÜNENBORCH 1606«.

In den Akten ist noch eine weitere Glocke dokumentiert.

1732: Auf dem Schlosshof steht eine Glocke nutzlos herum. Auf Anfrage bekommt die Kirchengemeinde die Glocke vom Kurfürsten geschenkt und kann sie dann im neuen Kirchturm aufhängen. Allerdings wird die Glocke bereits 1760 eingeschmolzen und durch eine neue ersetzt.

Würdigung

Das Schloss und damit auch die Schlosskapelle sind wichtige Instrumente landesherrlicher Propaganda. Der Beleg einer standesgemäßen Lebensführung ist ein absolut notwendiger Ausweis, um sich vor den anderen Landesherren zu legitimieren.

So überrascht es nicht, dass die Fertigstellung der Gifhorner Schlosskapelle mit der Heirat von Herzog Franz zeitlich zusammenfällt (1547). Erst jetzt kann Herzog Franz seiner Gattin ein repräsentatives Domizil bieten.

Als Vorbild dient die Schlosskapelle in Celle von 1485. Herzog Franz stellt damit dynastische und historische Beziehungen her, um sich in Gifhorn für die Zukunft zu legitimieren.

Die Kapelle ist zusätzlich Gemeindekirche für die Bewohner des Schlosses. Alle am Hofe wohnenden oder dienenden Personen gehören zu dieser Gemeinde. Die Aufteilung der Plätze im Kapellenraum erfolgt nach den Prinzipien der Ständegesellschaft.

Literatur

Ekkehard Buthe: »Schloßumbau und Kreishausneubau 1978-1984«, Schriftenreihe des Landkreises Gifhorn – Band 2, Verlag für Architektur, Wiesbaden 1986

Jürgen Conrad und Anette Thiele: »Der Kuraufenthalt des Gifhorner Herzogspaares«, in »Gifhorner Kreiskalender 2003«, Gifhorn 2002

Jürgen Conrad und Anette Thiele: »Auf den Spuren eines Reformationsfürsten«, in »Gifhorner Kreiskalender 2010«, Gifhorn 2009

Thorsten Henke: »Eine Bildtafel der Orgelempore aus der Schlosskapelle zu Gifhorn«, in »Gifhorner Kreiskalender 2020«, Gifhorn 2019

Oskar Kiecker/Hans Lütgens: »Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover, III. Regierungsbezirk Lüneburg, 4. Kreis Gifhorn«, Selbstverlag der Provinzialverwaltung, Hannover 1931, Nachdruck H. Th. Wenner Osnabrück 1980

Kerstin Klein: »Die Restaurierung der Schlosskapelle im Jahr 2008« in »Franz von Gifhorn. Auf den Spuren eines Reformationsfürsten«, Historisches Museum Schloss Gifhorn, Gifhorn 2008

Heiko Laß: »Die Celler Schlosskapelle in der Geschichte als Monument landesherrlicher Selbstdarstellung«, in »Die Celler Schlosskapelle«, Hirmer Verlag, München 2012

Ernst Pauer: »Die Schloßkapelle Gifhorn«, in »Alte Kirchen und Kapellen im Raum Gifhorn-Wolfsburg«, Enke Verlag, Gifhorn 1987

Gottfried Piper: »Die Orgeln des Kirchenkreises Gifhorn«, Gifhorn 1967

Dr. Hans Adolf Schultz: »Burgen, Schlösser und Herrensitze im Raum Gifhorn-Wolfsburg«, Enke Verlag, Gifhorn 1985

Reinhold Wex: »Die Schlosskapelle in Gifhorn« in »Franz von Gifhorn. Auf den Spuren eines Reformationsfürsten«, Historisches Museum Schloss Gifhorn, Gifhorn 2008