Historie

Die erste Kirche (bis 1519)

Die Siedlung Gifhorn ist wahrscheinlich im 12. Jahrhundert als Übernachtungsort ist an dem alten Heer- und Handelsweg zwischen Lüneburg und Braunschweig entstanden. Die ersten Urkunden, die Gifhorn erwähnen, stammen aus der Regierungszeit der Söhne Heinrichs des Löwen (1196 von Pfalzgraf Heinrich, 1213 von Kaiser Otto IV.). Dort ist auch bereits von einer eigenen Mühle die Rede.

Die weitere Entwicklung des Ortes bleibt eng mit den Welfenherzögen verbunden. Gifhorn ist stets direktes herzogliches Lehen gewesen, wird allerdings häufig verpfändet.

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Informationen über das Aussehen der ersten Kirche gibt es nicht. So ähnlich könnte sie ausgesehen haben. (Zeichnung Gierz)

Bereits früh bekommt die kleine Siedlung eine eigene Kirche. Diese steht unter dem Patronat der Welfenherrscher. Sie ist dem Hl. Nikolaus geweiht und gehört zum Archidiakonat Meine des Bistums Halberstadt.

1269: Eine Urkunde nennt einen Pfarrer Heinrich, der bei einem Vertrag als Zeuge fungiert.

1267: Die beiden Brüder Herzog Albrecht (reg. 1252-1279) und Herzog Johann (reg. 1252-1277) teilen das Herzogtum unter sich auf, in einen südlichen Teil (Fürstentum Braunschweig, Residenz seit 1432 Wolfenbüttel) und einen nördlichen Teil (Fürstentum Lüneburg, Residenz seit 1371 Celle). Damit wird Gifhorn Grenzort. Es bekommt eine Zollstation (erste urkundliche Erwähnung 1303), die durch eine Burg geschützt wird (erste urkundliche Erwähnung 1296). Zum Stadtrecht hat es im Mittelalter nicht gereicht, dazu ist und bleibt die Siedlung zu klein.

1381: Der Turm der Nicolaikirche wird bei einer Belagerung zerstört. Zu der Zeit sind die Herren von Veltheim Pfandinhaber der Gifhorner Burg. Seit 1369 tobt nach dem Aussterben der Lüneburger Linie der Welfen der blutige »Lüneburger Erbfolgekrieg«. Diese unruhigen Zeiten nutzen die Herren von Veltheim und überfallen Handelstransporte. Bis schließlich der Braunschweiger Rat Alarm schlägt und Gegenmaßnahmen initiiert. Daraufhin belagern und erobern herzogliche Truppen und Braunschweiger Bürger die Burg.

Zweimal Witwensitz

1418: Die Herzogin Anna von Sachsen-Wittenberg († 1426) stiftet der Kirche einen Altar. Nach der Ermordung ihres Gatten Herzog Friedrich im Jahre 1400 dient ihr Gifhorn als Witwensitz. Der Altar wird geweiht dem Erlöser, also Jesus Christus selbst, seiner Mutter, der Hl. Jungfrau Maria, dem Apostel Johannes, dem Erzbischof Thomas Becket von Canterbury, dem Märtyrer Longinus, der Hl. Anna, der Hl. Elisabeth und der Hl. Katharina. Es wird extra ein Priester (»Altarist«) angestellt, dessen einzige Aufgabe darin besteht, an diesem Altar regelmäßig für das Seelenheil der Stifterin die Messe zu lesen.

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Urkunde Pergament mit Siegel von Gifhorn, im Kirchenarchiv. (Foto: Gierz)

Urkunde vom 10. August 1418: Aschwin von Beerle, Stadtvogt von Gifhorn, bezeugt, dass Pfarrer Diedrich von Odbernshusen und Henneke Greten dem Altar die sogenannte Mellinen-Wiese stiften.

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Urkunde Pergament mit Siegel von Gifhorn, im Kirchenarchiv. (Foto: Gierz)

Urkunde vom 28. Oktober 1419: Die Ratsmänner zu Gifhorn bezeugen, dass Claus von Jamer und Harneyd Boder dem von der Herzogin Anna gestifteten Altar ein (nicht näher bezeichnetes) Gut nebst einem Acker und einer Wiese stiften.

1426: Nach dem Tode von Herzogin Anna übernehmen Herzog Bernhard (reg. 1416-1434) in Braunschweig und sein Neffe Herzog Wilhelm (reg. 1416-1482) in Celle das Patronat über den Altar.

1468: In ihrem Testament stiftet Herzogin Elisabeth von Everstein (1404-1468) der Gifhorner Nikolaus-Kirche zwei Memorien für sich und ihren Gemahl, die mit dem Zins einer Wiese im Barnbruch dotiert werden. Nach dem frühen Tod von Herzog Otto dem Hinkenden 1446 lebt die Witwe in Gifhorn. Sie findet im Kloster Isenhagen ihre letzte Ruhestätte.

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Herzogin Anna von Nassau-Dillenburg. Unbekannter Maler. (Wikipedia)

1484: Herzogin Anna von Nassau-Dillenburg (um 1441-1513), Witwe von Herzog Otto dem Großmütigen (um 1438-1471) und Regentin ihres unmündigen Sohnes Heinrich (1468-1532), dotiert den Altar mit einem jährlichen Zins von 12 Gulden aus dem Zoll zu Gifhorn.

Zerstörung

1519: Während der sogenannten »Hildesheimer Stiftsfehde« erobern feindliche Truppen am 20. Juni einen menschenleeren Ort Gifhorn, nachdem alle Bewohner samt Burgbesatzung die Flucht ergriffen haben. Gifhorn wird geplündert und in Brand gesteckt, darunter auch Burg und Kirche. Ob dabei die Altäre in der Kirche verbrannt sind oder ob die Plünderer diese mitnehmen, geht aus den Quellen nicht hervor.

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Plan von Gifhorn 1699 (Ausschnitt) mit der Lage von Kirche alt und neu (Zeichnung: Gierz)

Wo diese Kirche gestanden hat, kann man einer Mitteilung entnehmen, die der Superintendent Leukfeld 1741 in einem Brief geäußert hat. Er schreibt, dass die alte Kirche dort gestanden habe, wo sich jetzt der Schloßgraben befände. Demnach lag die erste Kirche etwa dort, wo sich heute das ehemalige Sparkassengebäude befindet. Bei den Ausschachtarbeiten für das neue Rathaus wurden in der Nähe auch Gräber vom Friedhof an der Kirche gefunden.

Die zweite Kirche (nach 1520 bis 1737)

Über den Wiederaufbau von Gifhorn gibt es keine Unterlagen.

1525: Eine neue Festung mit massiven Bastionen und einem breiten Wassergraben wird gebaut.

Für eine neue Kirche reichen die Mittel nicht. So wird der alte Marstall mit angebautem Kornspeicher zu einer Kirche umgebaut. Das Gebäude hat keine richtigen Fundamente. Es ist ein Fachwerkbau mit Satteldach, dessen Wände nur aus Holz und Lehm bestehen. Der Innenraum hat geringe Ausmaße und ist überdies niedrig und dunkel. An Ausstattung

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Herzog Ernst um 1540. Gemälde aus der Werkstatt von Lucas Cranach (Foto: Gierz)

1529: Herzog Ernst der Bekenner (1497-1546) führt in seinem Herzogtum die Reformation ein. Dabei wird auch die Kirchenorganisation neu strukturiert. Nach sächsischem Vorbild entstehen Superintendenturen, eine davon in Gifhorn.

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Herzog Franz 1538. Kupferstich von Peter Troschel. Mitte 17. Jh. (Repro: Gierz)

1539: Eine weitere welfische Erbteilung führt dazu, daß Gifhorn Residenz des jüngeren Bruders Herzog Franz (1508-1549) wird. Als sein Hofprediger kommt auch der bekannte Reformator Gerdt Oemeken (um 1500-1562) für einige Jahre nach Gifhorn.

Grabplatte für die Eingeweide von Herzog Franz 1549
Grabplatte für die Eingeweide von Herzog Franz 1549 (Foto: Gierz)

1549: Der Herzog stirbt ohne männliche Erben. Sein Herz wird in der Kirche bestattet (sein Körper in der Schlosskapelle, die er 1547 neu errichtet hat). Gifhorn fällt zurück an Celle und wird wieder herzogliches Amt.

1618: Ausbruch des 30jährigen Krieges. Von den schlimmsten Auswirkungen bleibt Gifhorn verschont. Es gibt hier keine größeren Zerstörungen. Aber die wiederholten Einquartierungen und Plünderungen durch herumziehende Söldnerheere bringen Not und Mangel. So wird der Friedhof verwüstet und die Armenkasse aus der Friedhofskapelle gestohlen. Außerdem grassiert im Lande die Pest.

Kirche Merian Ausschnitt
Kirche St. Nicolai. Ausschnitt aus dem Kupferstich von Merian 1654 (Bearbeitung und Repro: Gierz)

1654: In Frankfurt erscheint im Verlag von Matthäus Merian der Band über die Herzogtümer Braunschweig und Lüneburg. Darin befinden sich auch zwei Kupferstiche von Gifhorn. Einer zeigt auch die Kirche mit Turm und Dachreiter.

1685: Es gibt erste Überlegungen zu einem Neubau der Kirche. Besonderes Augenmerk legt man auf einen neuen Turm neben dem Kirchenschiff.

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Herzog Georg Wilhelm, der letzte Heideherzog in Celle. Gemälde um 1690, Maler unbekannt. (Wikipedia)

1686: Herzog Georg Wilhelm (1624-1705) schenkt der Kirche 200 Taler. Damit können notwendige Reparaturen durchgeführt werden. Der Dachreiter über dem Chor wird abgebaut.

1703: Ein Blitz schlägt in den Turm ein. Dieser kann nur notdürftig repariert werden.

1716: Der Turm muss abgebaut werden. Die Glocken werden notdürftig in einem Glockenstuhl im Dach untergebracht. Am Kirchenschiff bringt man an der Ostseite Stützbalken an. Doch bleibt das Ganze instabil.

1735: Als Gutachter stellt der Landbaumeister Conrad Hinrich Leiseberg (1672-1745) fest, dass das Kirchenschiff total baufällig sei.

1737: Die Regierung in Hannover verfügt den Abriss des Kirchenschiffs. Das Material wird erst einmal im Marstall und im Rathaus eingelagert.

Die dritte Kirche (1734 bis heute)

Neubau 1733 bis 1744

Der Neubau der Kirche zieht sich über 12 Jahre hin. Verantwortlich dafür ist einmal die schlechte finanzielle Lage der Kirchengemeinde, es gibt keine Rücklagen, aber auch Kompetenzprobleme. Diese führen zu mehreren Entwürfen und Gutachten.

Georg Friedrich Dinglinger
Georg Friedrich Dinglinger. (Repro: St. Amt)

1733: Die Kirchengemeinde erwirbt das Haus, das direkt nördlich an die Kirche angebaut ist. Der Verkäufer darf das Gebäude mitnehmen, muss es also auf eigene Kosten abbrechen.

Planung und Ausführung des Turmbaues übernimmt der Kondukteur (Bauaufseher) Georg Friedrich Dinglinger (1702-1785). Die Steine kommen aus einem Steinbruch am Fuße des Elms in der Nähe von Königslutter.

1734: Der Turm wird äußerlich fertiggestellt. Für das hölzerne Oberteil des Turms können viele Teile vom alten Kirchturm wieder verwendet werden.

Kirchturm_um_1955
Nach 200 Jahren nahezu unverändert. Das Foto des Kirchturms aus den 1950er Jahren zeigt die enge Lage zwischen Kirchenschiff und nächstem Wohnhaus. (Kirchenarchiv)

1735: In den Turm wird ein hölzerner Glockenstuhl eingebaut und dort die Glocken aufgehängt. Die hohen Baukosten von 5410 Taler führen zu lautstarken Protesten der Bevölkerung. Die Debatten ziehen sich über mehrere Jahre hin, auch über den bereits erwähnten Abriss des alten Kirchenschiffes hinaus. Während die eine Seite die hohen Kosten beklagt, debattieren die Entscheidungsträger in Hannover und Gifhorn über die richtige Größe der Kirche.

Kirche Entwurf von Bonn 1738
Entwurf des Kirchenschiffs von 1738, von O. v. Bonn (Repro: Gierz)

1738: Der zweite Landbaumeister Otto Heinrich von Bonn (1703-1785) erhält von der Regierung den Auftrag zur Neuanfertigung von Plänen und Kostenanschlägen.

1739: Unter der Bauaufsicht des jungen Kondukteurs Henning Andreas Nicolai (†1787) werden die Fundamente des Kirchenschiffs erstellt. Der Weggang von Nicolai und ein harter und langer Winter 1739/40 bringen die Arbeiten zum Erliegen. Die Pläne werden noch einmal geändert. Eine zweite Prieche wird vorgesehen. Deswegen muss die ursprünglich vorgesehene Flachdecke durch eine Gewölbedecke ersetzt werden.

Kirche Querschnitt Arenhold
Querschnitt mit Emporen- und Dachkonstruktion. G.J. Arenhold 1739. Hauptstaatsarchiv Hannover Hann 83 II 1878 (Repro: Gierz)

1740: Von Hannover aus übernimmt der Konsistorialsekretär Gerhard Justus Arenhold (1707-1775) als ausgewiesener Baufachmann selbst die Bauleitung. Die Aufsicht vor Ort übernehmen der Hausvogt Johann Dietrich Schrieck und der Zollverwalter Hermann Balthasar Rüling.

1741: Unter der Leitung von Maurermeister Johann Michael Schilling aus Hannover werden die Wände des Kirchenschiffs hochgezogen. Verwendet werden Ziegelsteine aus den Ziegeleien in Gifhorn und Fallersleben. Die Bruchsteine für die Fundamente, Eckverzahnungen und Gewände werden dieses Mal aus den Sandsteinbrüchen von Velpke (27 km östlich von Gifhorn) bezogen. Mit dem dortigen Steinmetzmeister Johann Heinrich Körner wird ein Vertrag über die Herstellung und Lieferung abgeschlossen.

1742: Zur weiteren Finanzierung werden die Kirchenmitglieder mit einer großen Haussammlung zur Kasse gebeten. Trotz vieler Proteste kann die anvisierte Summe von 2500 Talern fast erreicht werden.

Nach Abschluss der Maurerarbeiten errichtet der Zimmermeister J. E. Lutz aus Hannover mit seinen Gesellen den Dachstuhl. Noch vor Winterbeginn kann das Dach mit Ziegeln gedeckt werden.

Entwurf der Prieche von Arenhold 1743 (Repro: Gierz)

1743: Die Gewände für die Türen und Fenster werden eingemauert und abschließend die Wände außen und innen verputzt. Da Körner Lieferschwierigkeiten hat, werden die Einfassungen der vier Eingangstüren kurzerhand an den Hofsteinhauer Johann Balthasar Körtje in Hannover vergeben. Für den Innenausbau kommen endlich auch einheimische Handwerker zum Zuge. Die Tischler Johann Wilhelm Nicolay und Johann Jürgen Tiemann sichern sich einen großen Teil der Aufträge.

Zur Bezahlung der anfallenden Handwerkerrechnungen ist man auf Geschenke der Regierung und Zuweisungen des Konsistoriums aus den Überschüssen anderer Kirchengemeinden angewiesen.

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Altar. Foto um 1900. (Stadtarchiv)

1744: Der Kanzelaltar wird in der Werkstatt des Hofbildhauers Christian Ackermann (†1749) in Hannover angefertigt. In mehrere Teile zerlegt, bringt man ihn auf vier Pferdefuhrwerken von Hannover nach Gifhorn.

Die Einweihung der neuen St.-Nicolai-Kirche erfolgt am Sonntag, dem 8. November mit einem schlichten Gottesdienst.

Die Abrechnung weist für den Bau des Kirchenschiffes Kosten von rund 10129 Talern aus. Zusammen mit dem Turm kommt man auf Gesamtbaukosten von rund 15540 Talern. Davon sind 8000 Talern ausgeliehen. Die Rückzahlung dieser Kredite sollte sich über Jahrzehnte erstrecken.

Weitere Entwicklung (nach 1744)

Seit der Fertigstellung kommt es im Laufe der Jahrhunderte immer wieder zu Reparaturen am und im Kirchengebäude, teilweise auch zu Umbauten. Als kritisch erweist sich sehr schnell der Einbau der Gewölbedecke.

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Entwurf zur Verstärkung der Dachkonstruktion von Hofbaumeister Johann Paul Heumann 1747 (Repro: Gierz)

1747: Früh zeigen sich Risse im Gesimsbereich. Landbaumeister von Bonn nimmt dazu in einem Gutachten Stellung. Weitere Gutachten folgen. Man versucht durch Verstärkungen in der Dachkonstruktion Stabilität herbeizuführen.

1749: Mit dem Verkauf oder der Vermietung der Kirchenstühle erhält die Kirchengemeinde wieder etwas finanziellen Spielraum. Die letzten noch offenen Handwerkerrechnungen können beglichen werden.

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Älteste Abbildung der neuen Kirche. Zeichnung von H.A. Nicolai 1766 Ausschnitt (Repro: Gierz)

1785: Nach einem Gewitterschaden muss eine größere Reparatur am Turm durchgeführt werden.

1807: Die nächste Reparatur des Turms ist nach einem erneutem Blitzeinschlag notwendig.

1810: Mit vier Zugankern werden die Außenwände stabilisiert. Das Dach wird komplett neu gedeckt und die Gewölbedecke neu verputzt.

1835: Durch undichte Dächer sind sowohl im Kirchenschiff wie im Turm Balken verfault und werden ausgewechselt. Beim Schiff wird das Dach neu gedeckt. Der Verputz der Wände wird ausgebessert und diese neu geweißt. Einzelne Fenster werden ausgewechselt, Fenster in grau und Türen außen braun und innen grau neu gestrichen.

1842: Für das Kirchengebäude wird eine Feuerversicherung abgeschlossen. Die Versicherungssumme liegt bei 22.195 Talern.

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Turmuhr von Uhrmacher Johann Friedrich Weule 1852, heute im Uhrenmuseum in Bockenem. (Kirchenarchiv)

1852: Die Kirche erhält eine neue Turmuhr, angefertigt von dem Uhrmacher Johann Friedrich Weule in Bockenem.

1858: Ein Blitz schlägt in den Kirchturm ein und läuft dann auch durch das Kirchenschiff. Es kommt zu Verkohlungen am Altar, aber zum Glück zu keinem Brand in der Kirche. Die Reparaturkosten übernimmt die Versicherung.

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Die Gitterroste für die Warmluftheizung liegen immer noch in den Gängen zwischen dem Kirchengestühl. (Foto: Gierz)

1869: Die Kirche erhält eine Warmluftheizung. Der Kessel wird im Turm errichtet, und zwei Schornsteine an der südlichen Stirnwand hinter dem Altar aufgemauert. Eiserne Röhren leiten die warme Abluft unter dem Fußboden des Kirchenschiffs zu den Schornsteinen.

1871: Das Dach wird repariert und mit Dachrinnen und Abfallrohren aus Kupfer versehen.

Entwurf für obere Verkleidung der Priechen 1872 (Repro: Gierz)

1872: Die Pfeiler, die die Priechen tragen, werden bis zur Bogendecke ergänzt und im oberen Teil mit senkrechten Wänden abgetrennt. Der mittlere Teil der Bogendecke erhält eine neue Ausmalung, kassettenartig gestaltet mit Ornamenten. Die neuen Flachdecke über der zweiten Prieche und die Stirnwand hinter dem Altar bemalt man als blauen Himmel mit goldenen Sternen.

1873: Die Kirche kann das freie Gelände östlich vom Gebäude (»Zimmerhof«) pachten und drei Jahre später kaufen. Es wird zu einem kleinen Park umgestaltet. Außerdem baut man dort eine Retirade (Pissoir).

1878: Die Gemeinde kauft eine größere Anzahl von Hängelampen, die mit Petroleum betrieben werden und das Kerzenlicht ersetzen.

1887: Die beiden Querpriechen werden um rund 2 m verbreitert, da der Platz in der Kirche langsam eng wird.

1893: Die Kirche bekommt einen Blitzableiter.

1900: Die alte Heizung muss wegen Feuersgefahr außer Betrieb gesetzt werden. Es werden vier Gasöfen gekauft und in der Kirche aufgestellt, die sich allerdings nicht bewähren.

1910: Darauf wird eine neue Niederdruck-Dampfheizung eingebaut. Der Kessel kommt in den neu erbauten Kellerraum unter der Sakristei. Unter den Fenstern werden Nischen in das Mauerwerk gestemmt zur Aufnahme der Heizkörper.

1915: Durch den Krieg wird Petroleum knapp und teuer. So stellt man kurzfristig auf Gasbeleuchtung um.

Kirche um 1920
Innenansicht der Kirche um 1920. Stadtarchiv Gifhorn (Repro Gierz)

 

 

 

 

 

1928: Um das Dach wieder dicht und stabil zu bekommen, ist eine größere Reparatur notwendig.

1929: Nach einem Konzept des Kirchenmalers Martin Gotta wird der Innenraum komplett neu ausgemalt. Das Gestühl bekommt dabei eine grüne Farbe, und die Gewölbedecke samt Zwischendecken wird wieder strukturlos hell gestrichen. Altar und Orgel werden aufwendig gereinigt. Die Kosten werden durch den Evangelischen Frauenbund und Kollekten getragen. Kirchensteuereinnahmen sind nicht erforderlich.

1933: Fenster und Türen werden von außen neu gestrichen.

1959 Bauabschnitt I: Das Dach wird neu stabilisiert und sieben neue Zuganker zwischen den Wänden eingezogen. Die Verkleidung oberhalb der zweiten Empore wird entfernt und damit das Tonnengewölbe wieder komplett freigelegt. Dieses bekommt dann einen neuen hellen Farbanstrich.

1960 Bauabschnitt II: Der Außenputz wird erneuert und die Sandsteingewände gesichert. Der Putz wird in rosa und die Sandsteingewände in hellgrau gestrichen.

Altar gesamt
Altar. (Foto: Pfannschmidt)

1961 Abschnitt III: Das Kirchengestühl wird umgearbeitet und der Altarraum vergrößert. Die Heizung wird erneuert. Durch den Hamelner Kunstmaler Rudolf Droste kommt es zu einer farblichen Neugestaltung der Holzeinbauten, insbesondere des Altars. Nach einem Entwurf von Droste wird die Ausstattung um ein Lesepult ergänzt. Die Orgel wird renoviert.

1981: Notwendig sind statische Sicherungsmaßnahmen an den Fundamenten. Anschließend wird der Putz ausgebessert und die Wände außen und innen neu gestrichen. Die Kirchendecke bekommt eine Wärmedämmung. Die Heizung wird von Öl auf Gas umgestellt.

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Entwurf für neue Lampe der Fa. Paul Oehlmann in Bielefeld 1982 (Repro: Gierz)

1982: Die elektrische Beleuchtung wird durch drei moderne hängende Kronen und einige Strahler ergänzt.

1986: Putzbrocken lösen sich von der Kirchendecke und stürzen in den Altarraum. Daraufhin wird die Kirche geschlossen. Putz und altes Rohrgeflecht müssen komplett entfernt werden. Anschließend werden auf neue Rohrmatten zwei neue Putzschichten aufgetragen und neu gestrichen.

Zeichnung Fundamente 1987
Bauaufnahme von 1986 an der Nordostecke durch Ingenieurbüro Scharf in Hannover (Repro:GIerz)

1988: Weitere Sicherungsmaßnahmen an den Fundamenten sind nötig, da diese inzwischen auf einer instabilen Torfschicht (verrottete Holzbalken) liegen.

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Während der Arbeiten an der Turmspitze. (Foto: Allerzeitung)

1994: Nach einem heftigen Sturm muss der Turm repariert werden. Dabei wird der sogenannte »Kaiserstiel« (Hauptbalken, der senkrecht im Turm steht und die Fahne trägt) durch einen Träger aus rostfreiem Stahl ersetzt.

1998: Die Kirche erhält eine neue Gas-Niederdruck-Warmwasserheizung. Dabei werden im Fußbereich der Kirchenbänke eigene Heizkörper angebracht.

2001: Vom Kirchenschiff zum Turm wird ein Durchbruch geschaffen. So entsteht freier Platz für eine kleine Küchenzeile und zwei Toiletten.

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Kirche frisch gestrichen 2024. (Foto: Gierz)

2020: Eine komplette Außensanierung der Kirche wird durchgeführt. Der Anstrich der geputzten Flächen erfolgt wieder in rosa. Die Fenster- und Tür-Wandungen sowie die Eckverzahnungen werden hellgrau gestrichen. Im Sockelbereich werden die großen Sandsteinblöcke freigelegt und bleiben ohne Farbe.

Literatur

Stefan Amt: »Georg Friedrich Dinglinger. Neue Forschungsergebnisse zum Werk des Hannoverschen Festungsbaumeisters« in »Hannoversche Geschichtsblätter«, Band 48, Hannover 1994

Stefan Amt: »Das Landbauwesen Kurhannovers im 18. Jahrhundert - Oberlandbaumeister Otto Heinrich von Bonn (1703-1785)«, Dissertation, Institut für Bau- und Kunstgeschichte, Universität Hannover, Hannover 1999

Max Gelin: »St. Nicolai-Gemeinde«, in »Gemeindebuch des Kirchenkreises Gifhorn«, Jedermann-Verlag Ludwig Schmidt GmbH, Osnabrück 1960

Uwe Gierz: »St. Nicolai in Gifhorn«, Calluna Südheide Verlag, Dedelstorf-Oerrel 2024

Oskar Kiecker/Hans Lütgens: »Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover, III. Regierungsbezirk Lüneburg, 4. Kreis Gifhorn«, Selbstverlag der Provinzialverwaltung, Hannover 1931, Nachdruck H. Th. Wenner Osnabrück 1980

Joachim Lampe: »Aristokratie, Hofadel und Staatspatriziat in Kurhannover«, Vandenhoek und Ruprecht, Göttingen 1963 (in zwei Bänden)

Hermann Mewes: »Der lutherische Kirchenbau Niedersachsens unter besonderer Berücksichtigung der Baumeister des Konsistoriums Hannover«, Dissertation 1943. Kommentierte Neuausgabe von Stefan Amt, Institut für Bau- und Kunstgeschichte, Universität Hannover 1994

Ulrich Roshop: »Die St.-Nicolai-Kirche in Gifhorn«, Veröffentlichungen Heft 3 des Museums- und Heimatvereins Gifhorn e.V., Gifhorn 1980

Ulrich Roshop: »Gifhorn. Das Werden und Wachsen einer Stadt«, Verlag Liss Werbung, Gifhorn 1982