Weitere Entwicklung bis 1930
Die erwähnten Schwierigkeiten beim Aufbau der Orgel führten relativ schnell zu Problemen. Christian Vater war 1756 gestorben und seine Werkstatt aufgelöst worden. Er konnte nicht mehr herangezogen werden. Man wandte sich an den Orgelbauer Johann Georg Stein (1712-1785) in Lüneburg. Dieser erstellte 1760 ein umfangreiches Gutachten. Dabei monierte er auch das minderwertige Material, das Vater für die Pfeifen verwendet habe. Für die Durchführung dieser Arbeiten verlangte er 68 Taler. Nach Beendigung seiner Arbeiten ließen die Kirchenältesten extra einen Organisten Breyer aus Braunschweig kommen, der die Orgel zu »examinieren« hatte.
Die nächsten kleineren Reparaturen an der Orgel führte 1779 und 1805 der Hof-Orgelbauer Johann Ferdinand Hüsemann (1743-1812) aus Braunschweig durch. In den Jahren 1815 und 1822 sind Reparaturen durch einen Orgelbauer Noack aus Braunschweig dokumentiert.
1842/43 war dann eine größere Reparatur fällig. Der damalige Organist Thies beklagte, dass schon über 17 Jahre nichts an der Orgel gemacht worden wäre. Beauftragt wurde der Hoforgelbauer Ernst Wilhelm Meyer aus Hannover (1779–1868). Nach dem Angebot hat dieser dabei ein Register ausgetauscht (Cornett 2‘ in Trompete 4‘). Außerdem mussten zwei Bälge erneuert werden. Insgesamt kostete die Reparatur 149 Taler.
Die nächste kleinere Reparatur an der Orgel erledigte bereits 1848 ein Orgelbauer Charles de Berger.
Danach war für einige Jahrzehnte Pause mit Reparaturen. Doch 1872 bestand wieder Handlungsbedarf. Thies war immer noch als Organist tätig. (Er konnte 1878 sogar noch sein 50jähriges Dienstjubiläum feiern.) Inzwischen hatte sich der Zeitgeschmack deutlich geändert. Statt barockem Klang musste es jetzt das breite Spektrum romantischer Töne sein. Der Hof- und Schlossorganist Heinrich Enckhausen aus Hannover (1799-1885) fertigte ein Gutachten an. Daraufhin wurde der Celler Orgelbauer Heinrich Vieth eingeschaltet, der eine Stellungnahme zu dem Gutachten abgab.
Schließlich wurde man sich handelseinig. Vieth nahm tiefgreifende Änderungen vor. Im Zuge einer »Klangverbesserung« wurden Register ausgetauscht: Viola da Gamba 8‘ ersetzte die Vox humana 8‘, auf einer angehängten Schleife entstand ein Salicional 8‘ und im Pedal ersetzte man die Rauschpfeife durch ein Violoncello. Im Mai 1873 konnte Organist Thies seinen Abschlussbericht zu dem Umbau verfassen. Vieth übernahm dann auch in den Jahren danach bis 1889 die Wartung der Orgel.
Die Tonlage der Orgel um 1/4 Ton über Kammerton (= Normalstimmung) war seit langem Anlass, eine Veränderung anzustreben. Nach der Reparatur 1873 war dieses Thema bis 1904 allerdings nicht mehr akut. Doch dann erkannte der damalige Organist Ernst Wilhelm Köhler, dass erneut Reparaturen notwendig seien. Er wandte sich an die Firma P. Furtwängler & Hammer. Diese schlug vor, eine ganz neue Orgel für Gifhorn zu bauen, die mit 3 Manualen und 60 klingenden Stimmen auch deutlich größer ausfallen sollte. Der Kostenanschlag vom September 1904 bezifferte sich auf 10.560 Mark. Das Zögern des Kirchenvorstandes bewirkte die Rückstellung des Vorhabens. Es wurde durch den Konsistorialorgelrevisor Pastor Christian Drömann aus Elze aber 1916 wieder vorgetragen. Kriegsbedingt konnte das 12 Jahre alte Angebot der Firma P. Furtwängler & Hammer nicht aufrecht gehalten werden. Nun wurden 27.930 Mark gefordert. Der Auftrag war im Januar 1918 beschlossene Sache, jedoch führte eine erneute Kostensteigerung im Jahr 1919 zu einer Stornierung dieses Vorhabens.
Auch die Firma Sander aus Braunschweig konnte das Blatt nicht wenden. Auch wenn das Urteil sehr vernichtend ausfiel, so überstieg doch auch dieser Kostenanschlag die verhandenen Mittel der Kirchengemeinde deutlich. Und so wurde der Bestand der Christian-Vater-Orgel gerettet.